Blasenfunktionsstörungen im Alter

Blasenfunktionsstörungen und insbesondere die Harninkontinenz sind infolge ihrer medizinischen, psychischen und sozialen Konsequenzen ein zentrales Problem der älteren Bevölkerung.

Ursachen und Häufigkeit

Mindestens jeder zweite bis dritte ältere Mensch ist davon betroffen, Inkontinenz liegt an vierter Stelle der Alterserkrankungen, die die Lebensqualität der Betroffenen am meisten einschränken. Daher sollten die Patienten in der ärztlichen Praxis oder Klinik auf das Problem einer Blasenfunktionsstörung oder Harninkontinenz angesprochen werden.
Weitere Blasenprobleme im Alter sind immer wiederkehrende Blasenentzündungen, die oft die Inkontinenz verschlechtern, sowie ein vermehrtes nächtliches Wasserlassen (Nykturie).

Ursachen von Blasenfunktionsstörungen im Alter sind Alterungsprozesse im Gehirn, in der Nervensteuerung und der Muskulatur von Blase und Schließmuskel. Zusätzlich kommen bei Frauen Östrogenmangel und die Folgen von Schwangerschaften, Geburten oder Operationen hinzu. In der Regel zu wenig beachtete weitere Faktoren sind bestehende Grunderkrankungen und deren Behandlung mit Medikamenten, die Nebenwirkungen auf die Harnspeicherung oder -ausscheidung haben.

Der Umfang der Abklärung sollte sich individuell nach den Symptomen, dem Alter und dem Allgemeinzustand, aber auch nach den Wünschen und Erwartungen, also nach dem Leidensdruck des Betroffenen richten. Grundlage für die Behandlung älterer Patienten mit Blasenfunktionsstörungen ist die Basisdiagnostik. Sie besteht aus einem eingehenden Gespräch mit der Klärung der Krankheitsgeschichte, klinischen Untersuchung, der Harnanalyse, einer Restharnbestimmung und dem Trink- und Blasentagebuch.
Gerade beim alten Menschen müssen oft konkrete Fragen gestellt werden, die über Zeitpunkt, Ausmaß und mögliche Ursachen der Inkontinenz Auskunft geben.

Wichtig sind die ausführliche medikamentöse und neurologische Anamnese und die Anamnese vorausgegangener Erkrankungen. Auch sollte der Leidensdruck evaluiert werden, da er die weiteren Maßnahmen und therapeutischen Konsequenzen wesentlich mitbestimmt.

An erster Stelle steht die gute Versorgung mit Hilfsmitteln, damit sich der Betroffene sicher in seiner Umgebung bewegen kann, und eine Umstellung seiner Medikation, sofern sie zur Inkontinenz beigetragen hat.

Durch ein gezieltes Blasen- und Toilettentraining kann die Inkontinenz gebessert werden.
Medikamente zur Blasendämpfung können die Blasenkapazität steigern, den Harndrang reduzieren und die Kontinenz verbessern.

Eine übermäßige nächtliche Urinproduktion lässt sich medikamentös (Desmopressin, z.B. Minirin) einschränken.

Bei Männern kann auch die medikamentöse oder operative Behandlung einer Prostatavergrößerung angezeigt sein.

Bei Schließmuskelschwäche ist die Operation mit einem spannungsfreien Band möglich – auch bei Frauen in fortgeschrittenem Alter.