Das künstliche Hüftgelenk – operative Therapie

Das Hüftgelenk ist nach dem Kniegelenk das zweitgrößte Kniegelenk des Körpers. Es ermöglicht die komplexen Bewegungsabläufe der Beine beim Stehen, Gehen, Laufen oder Springen.

Die häufigste Erkrankung ist der Hüftgelenksverschleiß (Arthrose). Hierbei verändert sich das Gelenk meist langsam über viele Jahre und es entstehen kontinuierliche Schmerzen und Beschwerden. Der Kunstgelenkersatz der Hüfte ist die Therapie der Wahl und eine der erfolgreichsten Operationen der letzten 50 Jahre. Diese Operation wird in Deutschland ca. 200 000 mal pro Jahr durchgeführt.

Ist das Hüftgelenk nicht mehr durch konservative Maßnahmen wie Krankengymnastik, physikalische Therapie oder Spritzen in das Gelenk zu erhalten, gibt es die Möglichkeit des Ersatzes durch ein künstliches Hüftgelenk.

Bei den meisten Patienten wird in der Regel ein zementfreier Totalersatz durchgeführt. Hierbei werden beide Verankerungsteile aus Titan nur im Knochen verblockt und wachsen im Knochen ein. Spezielle Instrumente erlauben eine genaue Präparation des Knochens und unterschiedliche Prothesengrößen und –designs erlauben eine maßgeschneiderte Auswahl des richtigen Implantates.

Trotzdem muss jede Operation individuell geplant und mit großer Sorgfalt durchgeführt werden. Jede Operation wird bei uns mit einer speziellen Planungssoftware am Computer geplant, um eine optimale Prothesenauswahl zu gewährleisten.

Zunächst wird das Hüftgelenk für den Einsatz des Gelenkersatzes vorbereitet und der verschlissene Hüftkopf entfernt. Heutzutage werden verbreitet gewebeschonende (minimalinvasive) Operationsverfahren angewendet. Minimalinvasiv meint hier aber nicht nur einen kleinen Hautschnitt von ca. 8-15 cm Länge, sondern die schonende Behandlung der Muskeln und Kapsel / Bandstrukturen. Es gibt verschiedene Ansätze und Verfahren, um das Hüftgelenk darzustellen. Es kann von vorne (anterior), seitlich (lateral) oder hinten (posterior) zum Gelenk präpariert werden. Wir verwenden meistens einen sog. anterolateralen oder den anterioren Zugang.

Anschließend wird zunächst die Gelenkpfanne präpariert, um eine gute Verankerung der Pfannenkomponente zu erreichen. Mit einer Fräse wird zunächst das Knochenlager vorbereitet und dann eine Titan-Metallschale eingesetzt.

In die Titan-Metallschale wird eine zweite Schale (das sog. Inlay) aus Kunststoff (Polyethylen) oder Keramik eingepasst, als Gleitoberfläche zum künstlichen Hüftkopf. Man muss in jedem Fall individuell entscheiden welche Gleitpaarung für den Patienten am sinnvollsten ist.

Im zweiten Teil der Operation wird dann der Oberschenkel zur Aufnahme des Prothesenstiels präpariert. Hier gibt es verschiedene Modelle, die eine unterschiedliche Präparation benötigen (Kurzschaftprothese oder Standardprothese). Bei der zementfreien Standardversorgung wird der Knochen mit einer Raspel vorbereitet und mit dieser einliegenden Raspel kann ein Probelauf der einliegenden Prothese simuliert werden.

Bei erfolgreichen Probelauf wird dann der endgültige, beschichtete (zum schnelleren Einwachsen) Titanschaft in den Knochen eingepresst.

Die Pfanne und auch den Schaft gibt es in verschiedenen Größen und Formen, um eine bestmögliche Passform zu erreichen. Der künstliche Hüftkopf, welcher aus Metall oder Keramik besteht, wird am Ende auf dem Schaft verankert. Diese Kugel artikuliert dann mit dem Inlay der Pfannenprothese.

Mit dem bei uns verwendeten System gibt es mittlerweile seit über 25 Jahren sehr gute Erfahrungen, die in den Prothesenregistern der skandinavischen Länder und in Australien bereits jetzt gut dokumentiert sind. Auch wir verwenden diese lange und gut dokumentierten Implantate, von denen im Durchschnitt nach 15 Jahren über 90% problemlos funktionieren.

Ist die Knochensubstanz im Beckenknochen oder Oberschenkelknochen nicht mehr ausreichend, gibt es die Möglichkeit der zementierten Verankerung. Eine Kunststoffpfanne wird direkt in den Pfannengrund einzementiert. Dies erfolgt mit einem Acrylzement (wie in der Zahnheilkunde), der bereits am Ende der Operation fest ausgehärtet ist. Auch den Prothesenschaft kann man zementiert im Knochen befestigen. Da bei der zementierten Variante jedoch im Vergleich zur zementfreien Verankerung eher Komplikationen wie Fettembolien eintreten können wird bei der überwiegenden Zahl der Patienten die zementfreie Variante gewählt. Bei einer Lockerung nach vielen Jahren (sog. aseptische Lockerung) ist das Auswechseln einer zementfreien Prothese meist etwas einfacher möglich und vermindert das Risiko das knöcherne Lager zu schädigen.

Die Gleitpaarung zwischen Kugel und Inlay kann aus Keramik und Kunstoff bzw. aus Keramik und Keramik  als Gegenpart bestehen. Beide Gleitpaarungen haben verschieden Vor- und Nachteile. Bei jedem Patienten muss das beste Verfahren individuell entschieden werden.

Für die Hüft-Totalprothese gelten dieselben Richtlinien wie für den Großteil der Operationen am Bewegungsapparat. Bewegungserhalt, Kraftaufbau, Gehtraining und Gewichtsreduktion sind wichtige Ziele vor einer Operation, die das Ergebnis positiv beeinflussen können.

Eine Eigenblutspende ist aufgrund des recht geringen Blutverlustes nicht mehr notwendig. Deshalb verzichten wir mittlerweile bis auf Ausnahmefälle auf die Eigenblutspende.

Die bei Hüftoperation am häufigsten angewandte Narkoseform ist die Regionalanästhesie (sog. „Rückenmarksnarkose“), hierbei werden nur Becken und Bein während 4-6 Stunden unempfindlich gemacht. Diese Anästhesieform wird von den Patienten sehr geschätzt, da man nicht sein Bewusstsein verliert und viele Patienten sich weniger „ausgeliefert“ fühlen. Die Komplikationsrate ist gering. Damit die ungewohnte Atmosphäre im Operationssaal sie nicht zu sehr verängstigt, können zusätzlich beruhigende Medikamente eingenommen und Musik gehört werden. Alternativ besteht natürlich jederzeit die Möglichkeit eine Vollnarkose durchzuführen. Sie werden im präoperativen Narkosegespräch mit dem Narkosearzt das für Sie richtige Verfahren gemeinsam wählen.

War die Operation und Narkose vollkommen problemlos werden Sie nach einer kurzen Phase im Aufwachraum  zurück auf Station gebracht. Am gleichen Tag kann der Patient an zwei Unterarmgehstützen unter Anleitung der Physiotherapeuten und der Schwestern die ersten Schritte mit dem neuen Gelenk unternehmen. Nach 5-6 Tagen sind die meisten Patienten soweit mobil sein, dass er kaum noch Hilfe benötigt und weitgehend selbständig an Gehstützen gehen kann. Sie verbringen normalerweise etwa 4-7 Tage im Krankenhaus. Die Stöcke können dann nach 6 Wochen ganz weggelassen werden.

Direkt nach der stationären Akutbehandlung leiten wir sie meist für 2-4 Wochen in eine Rehabilitationsklinik weiter. Alternativ gibt es heute viele Reha-Einrichtungen, die eine ambulante Reha anbieten. Dies bietet Ihnen die Möglichkeit des kontinuierlichen, intensiven Trainings bei einer Unterbringung in häuslicher Umgebung.

Die Arbeitsunfähigkeit beträgt je nach körperlicher Belastung ca. 8-12 Wochen, in einigen Fällen auch länger.