Besonderheiten der technischen Ausstattung

Mit Hilfe der „Doppelballon-Enteroskopie“ kann ohne große Belastung für den Patienten der gesamte Magen-Darm-Kanal eingesehen werden. Dieses Verfahren wird seit Jahren auch in Speyer erfolgreich eingesetzt.

Warum verwenden wir die sog. Doppelballon-Enteroskopie?

Der Dünndarm war bis vor kurzem diagnostisch schwer zu erreichen. Von dem ca. 5 m langen Dünndarmarm (zwischen Magen und Dickdarm) waren mit den alten Methoden nur etwa 70 Zentimeter medizinisch gut einsehbar. Mit der Doppelballon-Enteroskopie sind wir nun in der Lage den Darmtrakt vollständig zu untersuchen. Dies kann die sog. Kapsel-Endoskopie auch, die überwiegend ambulant als rein diagnostische Methode eingesetzt wird. Im Krankenhaus benötigen wir aber eine Untersuchungsmethode, die uns auch einen therapeutischen Zugang gewährt, um im selben Untersuchungsgang auch Behandlungen durchzuführen.

Welche Vorteile bietet diese Untersuchungsmethode für die Patienten?

Wir können in relativ kurzer Zeit den Dünndarm mit einem hochauflösenden Video-Endoskop untersuchen. Die Doppelballon-Methode erlaubt es direkt in das Organ hineinzusehen und zur Diagnosesicherung Gewebeproben zu entnehmen. Somit erreichen wir die höchste diagnostische Sicherheit. Vor allem bei unklaren Blutungen im Dünndarm war es früher sehr schwer die Ursache der Blutung zu lokalisieren. Es blieb häufig nur eine diagnostische Operation mit unklarem Ausgang übrig, um das Vorliegen einer Dünndarmerkrankung nachzuweisen oder auszuschließen.

Die Doppelballon-Technik ermöglicht aber auch unmittelbar bei der Untersuchung eine endoskopische Behandlung von Erkrankungen – und das ohne Operation. Dank der neuen Methoden können beispielsweise Polypen schmerzfrei während der Untersuchung entfernt, blutende Gefäßmissbildungen koaguliert oder narbigen Engstellen aufgedehnt werden.

Dabei ist das Dünndarmendoskop, das durch einen schlanken und flexiblen Übertubus geführt wird, gerade einmal 8,5 Millimeter dick. Dieser sehr dünne Schlauch wird entweder oral oder rektal eingeführt und die gesamte Untersuchungszeit beträgt durchschnittlich etwa zwei mal 60 Minuten. Das Verfahren ist sehr schonend und sicher.

Der technische Fortschritt und die Bereitschaft moderne Methoden so bald wie möglich in der Patientenversorgung einzusetzen machen es möglich: Seit 2017 können die Gastroenterologen und Endoskopiker  am DSK Speyer direkt in die Gallenwege endoskopieren.

Warum ist das notwendig?

Erkrankungen der Galle, der Gallenwege und der Bauchspeicheldrüse sind häufig. Meist reichen erst einmal einfache Untersuchungsmethoden wie Labor und Ultraschall aus, um die Erkrankungen zu erkennen und voneinander zu unterscheiden. In schwierigeren Fällen kommen auch ein sog. endoskopischer Ultraschall (Endoskop mit eingebautem Ultraschall) oder eine Kernspinuntersuchung (MRT) zum Einsatz. Dennoch verbleiben einige Fälle, bei denen nicht mit der erforderlichen Gewissheit vorhergesagt werden kann, welche Erkrankung vorliegt, oder ob und wie operiert werden muss.

In solchen Situationen geht es z.B. darum, ob sehr kleine Gallensteine (1-2 mm), die bisher nicht sicher nachgewiesen werden können, im Gallengang festsitzen und die Beschwerden verursachen. Andererseits können auch Verengungen des Gallenganges vorliegen, die einen Gallestau mit Gelbsucht auslösen. Je nachdem, ob die Verengung gutartig (durch Entzündung oder Narbe) oder bösartig (Tumor) ist kommen ganz verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Betracht.

Diese diagnostische Lücke wird durch das sog. Spyglass geschossen. Dabei handelt es sich um ein Mini-Endoskop mit hervorragender Bildqualität, das durch den dünnen Arbeitskanal eines normalen Endoskops hindurch problemlos in die Gallenwege eingeführt und dort auch gesteuert werden kann. Spätestens an der Aufgabelung des Hauptgallenganges in der Leber kann man nämlich links oder rechts abbiegen. Neben der einfachen Blickdiagnose ermöglicht das Spyglass aber erstmals auch die optisch gezielte Gewebeentnahme (Biopsie zur Unterscheidung Entzündung, Narbe, Tumor). Wenn ein Gallenwegstumor nachgewiesen wird, kann durch die Gallenwegs-Spiegelung besser als mit anderen Methoden auch festgestellt werden, welche Anteile der Gallenwege betroffen sind, und ob diese erfolgreich operiert werden können.

Was ist das Spyglass eigentlich?

Während die Gallenwege bisher nur indirekt untersucht werden konnten indem man Kontrastmittel hineinspritzte und ein Röntgenbild der Kontrastmittelverteilung machte (ERCP: endoskopisch-tretrograde Cholangio-Pancreaticographie) erlaubt das Spyglass eine direkte videobasierte Betrachtung der Gallenwege. Es sich um ein voll funktionsfähiges Mini-Endoskop mit 2 mm Durchmesser und einem Instrumentierkanal von 1,2 mm Durchmesser. Als 2.000 € teures Einmalprodukt ist es hygienisch einwandfrei.

Was sagt der Spezialist?

Auch wenn eine solche Untersuchung nur bei wenigen Patienten erforderlich ist, sind wir froh, dass wir sie zur Verfügung haben. Die Methode ist verblüffend einfach und hilft, Diagnosen zu sichern, überflüssige „prophlaktische“ Operationen zu vermeiden und Krebsoperationen präziser vorzubereiten.

Fast ein Viertel der Bevölkerung klagt hin und wieder über Sodbrennen. Wenn die Beschwerden in großer Häufigkeit auftreten, kann Sodbrennen ein Symptom für eine Refluxerkrankung sein, die im schlimmsten Fall Komplikationen wie Geschwüre oder Blutungen und langfristig in wenigen Fällen auch Krebs hervorrufen kann. Die Gastroenterologie am Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus kann mittels Langzeit-pH-Metrie auch in schwierigen Fällen den Nachweis einer Refluxerkrankung führen und den Ursachen eines Therapieversagens auf den Grund gehen.

Ähnlich wie bei einem Langzeit-EKG werden Säurewerte im Magen 24 Stunden ambulant aufgezeichnet. Der Patient trägt eine winzige Sonde mit etwa 1,5 Millimeter Durchmesser, die über die Nase in den Magen gelegt wird. Sie ist verbunden mit einem kleinen tragbaren Computer, der über den gesamten Messzeitraum alle Daten speichert. Zusätzlich zu den automatisch gemessenen Werten protokolliert der Patient per Knopfdruck, wenn er Beschwerden hat oder Medikamente einnimmt, ob er gerade steht, sitzt oder liegt, wann er isst und trinkt.

Nach 24 Stunden werden die Daten per Computer ausgewertet und mit den Aufzeichnungen des Patienten und einer Medikamenteneinnahme abgeglichen. In der Regel können wir die Schäden einer Refluxerkrankung mittels Gastroskopie diagnostizieren. Wenn die Diagnose bei der Endoskopie jedoch nicht eindeutig ist, oder gar eine Operation geplant wird, können wir mit dieser Methode nachweisen, dass die Beschwerden tatsächlich von aus dem Magen in die Speiseröhre fließender Säure herrühren und die Ausprägung im Tagesverlauf beurteilen.

Die Untersuchung wird am Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer in Kooperation mit den endoskopierenden Ärzten von Speyer und Umgebung auch als vorstationärer Ein-Tagesfall angeboten und durchgeführt.