Neue Leitung der Kinder- und Jugendhilfe der Diakonissen Speyer

Gestern übergab Rolf Schüler-Brandenburger das Staffelholz als Leiter der Kinder- und Jugendhilfe an Claudia Völcker.

Gestern übergab Rolf Schüler-Brandenburger das "Staffelholz" als Leiter der Kinder- und Jugendhilfe an Claudia Völcker. Foto: Diakonissen Speyer © Klaus Landry

Umarmungen, Händeschütteln, Dankesworte, Fachvortrag „Kinderrechte und Professionsethik“ und ein Rundgang durch die neuen Räumlichkeiten in der Diakonissenstraße 3: so wollten die Diakonissen Speyer Rolf Schüler-Brandenburger als Leiter ihrer Kinder- und Jugendhilfe verabschieden. Zahlreiche Weggefährten und Gäste aus nah und fern hatten sich bereits zu dem geplanten Fachtag angemeldet. Doch die Corona-Pandemie zwingt dazu, das Staffelholz im Stillen an Diplom-Sozialpädagogin Claudia Völcker zu übergeben.

Völcker, seit 2017 als Projektmitarbeiterin bei den Diakonissen tätig und zuvor bei der Stadt Speyer Leiterin des Fachbereichs Familie, Senioren, Soziales, Bildung und Sport, hat gestern (1. April) ihr neues Dienstzimmer bezogen. Die Arbeit der Diakonissen Kinder- und Jugendhilfe ist ihr ebenso vertraut wie die Räumlichkeiten, deren Nutzungskonzept sie mit entwickelt hat: „Haus für Kinder“, Erziehungsberatungsstelle und Tagesgruppe E mit der Jakob-Reeb-Schule unter einem Dach.

Er übergebe an eine „tolle Nachfolgerin“, ist Rolf Schüler-Brandenburger überzeugt und dankt seinem Arbeitgeber für das „großartige Zeitfenster zur Einarbeitung“. Er selbst wolle seinen beruflichen Ruhestand bei den Diakonissen, für die er seit 1993 tätig war, als Psychotherapeut und Supervisor „abfedern“. Jetzt, da er nicht mehr befangen sei, werde er vor allem Gutachten für Familiengerichte erstellen. Und seine Leidenschaft für die Schauspielerei u.a. als Mitglied der Speyerer Theatergruppe „Prisma“ will er weiter ausleben.

Aufgeben wird er seinen Sitz im Jugendhilfeausschuss, dem er seit 1999 angehört hat, seit Anfang der 2000er Jahre als stellvertretender Vorsitzender. In den letzten Jahren sei es notwendig geworden, Kommunalpolitiker darauf hinzuweisen, dass nach dem Sozialgesetzbuch (SGB VIII. §4) öffentliche Träger nur dann in der Kinder- und Jugendhilfe Maßnahmen durchführen können, wenn sich kein privater Träger findet.

Es betrübt ihn, dass es nicht immer gelungen ist, den richtigen Betreuungsweg für Kinder mit einem hohen Betreuungsbedarf zu finden. In diesem Zusammenhang erinnert er an die Gruppe „Panama“, in der Kinder psychisch erkrankter Eltern betreut wurden. In diesen Fällen, so der Diplom-Psychologe, bestehe das Problem auch darin, dass sich die Eltern dieses eingestehen müssten. Auch bei dem Betreuungsangebot für Kinder alkoholkranker Eltern, der „Schatzinsel“ der Caritas, gehe die Nachfrage bedauerlicherweise zurück.

Doch mit Blick auf sein gesamtes berufliches Wirken ist Rolf Schüler-Brandenburger zufrieden mit dem Erreichten: den Aufbau der Kindertagesstätte Rulandstraße mit der nach wie vor einzigen Betriebskita in Speyer, die Bildung des Fachbereiches Kinder- und Jugendhilfe, die Ablöse des Kinderheims durch Wohngruppen, den Ausbau teilstationärer und ambulanter Hilfen, die stetige Erweiterung der Beratungsangebote für Kinder, Jugendliche, Eltern und Familien, die Kooperationspartnerschaft mit dem Jugendwerk als Träger der Jakob-Reeb-Schule. Auch habe man in Alsenborn 10-jähriges Jubiläum einer besonderen Zusammenarbeit gefeiert. Hier bieten die Diakonissen und die Evangelische Heimstiftung Pfalz im stationären Bereich gemeinsam ein Betreuungsangebot für Kinder ab einem Jahr. Diese trägerübergreifende Kooperation sei einzigartig in Rheinland-Pfalz, betont Schüler-Brandenburger nicht ohne Stolz.

Darüber hinaus sei man mit der Stadt Speyer und der Siedlungsschule Realschule Plus mit dem Modell „Flexibel strukturierte Integrationshilfe an Schule“ (FlexsIS) seit 2015 neue Wege gegangen, „die sich bewährt haben und mit Schuljahresbeginn 2020/21 fester Bestandteil der ambulanten Hilfe an dieser Schule sein werden“, unterstreicht der scheidende Leiter. Das Herz geht ihm auf, wenn er von den „wunderschönen Momenten“ seines Berufslebens erzählt, wie dem Auftritt von Kindern der „Förderschule für soziale und emotionale Entwicklung“ in der Zirkusmanege oder ihrer Fürsorge für Hühner beim Eierbrüten. In diesen Momenten klingt bei ihm auch Schwermut mit, vor allem aber Dankbarkeit und Freude.